„Einen Kindheitstraum wahr werden lassen“

Michael C. Wisser ist Vorstand der WISAG, eines der führenden Dienstleistungsanbieter in Deutschland. Gegründet wurde das Familienunternehmen 1965 von Vater Claus Wisser – als Ein-Mann-Unternehmen, ausgestattet mit einem Eimer, einem Schrubber und einer Schreibmaschine. Es braucht eine gehörige Portion Innovationsfreude und Unternehmergeist, um daraus einen Konzern mit mehr als 50.000 Mitarbeitern zu machen. Und es bedarf kreativer Ideen und Mut, neue Wege zu gehen. Ein Gespräch mit Michael C. Wisser über Streusel, Kindheitserinnerungen und ein einzigartiges Gastronomiekonzept.

Herr Wisser, ab sofort muss niemand mehr Streusel von Omas Kuchen klauen. Bei Ihnen gibts Streusel jetzt pur auf die Hand bzw. in die Tüte. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Schon als Kind liebte ich den süßen Duft, der durchs Haus strömte, wenn meine Mama Streuselkuchen backte – mit Kirschen oder Zwetschgen oder auch ohne Obst. Dann legte ich mich auf die Lauer. Mein Zimmer grenzte direkt an die Küche. Und wenn ich das Gefühl hatte, der fertige Kuchen ist gerade unbeobachtet, schlich ich in die Küche und stibitzte heimlich ein paar Streusel. Ich war mir stets sicher: Das konnte keiner merken! Aber natürlich hat es meine Mama gemerkt und mit mir geschimpft. Ärger gab es auch, wenn ich von den noch rohen Streuseln naschte. Mehr als einmal trieb mich die Frage um, wie ich meine Streusellust stillen könnte, ohne Ärger zu riskieren. Streusel esse ich heute noch gerne – und so entstand aus einer Kindheitserinnerung die Idee, daraus ein innovatives Gastronomiekonzept zu machen: die streusel bar. Ich habe quasi einen Kindheitstraum wahr werden lassen. Und ich bin mir sicher, dass unsere streusel bar mehr als einen Kindheitstraum erfüllt …

Streusel naschen – welche Zielgruppe sprechen Sie damit an?
Alle, die sich wie ich gerne Ärger mit ihrer Mama ersparen wollen. Und die sich für einen Augenblick in ihre Kindheit zurückversetzen und den leckersten Streusel vom frischen Kuchen naschen möchten. Unsere Zielgruppe ist jung – oder zumindest jung geblieben – und schätzt gleichzeitig lieb gewonnene Traditionen, die sie im Hier und Jetzt neu aufleben lassen möchte.

Wo kann man Ihre Streusel in Deutschland schon genießen?
Nach einer erfolgreichen Roadshow mit unserem streusel Truck arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an der Einrichtung unseres ersten Stores in Frankfurt. Den werden wir im Dezember 2019 auf der Fressgass eröffnen. Danach geht es recht schnell Richtung Berlin, dort werden wir im Frühjahr 2020 den zweiten Store aufmachen.

Früher war es die Mama, wer backt heute die Streusel für Sie und Ihre Kunden?
Wir haben glücklicherweise einen alteingesessenen Bäcker gefunden, der die gleiche Affinität zu hochwertigen Zutaten und einem überzeugenden Produkt hat wie wir. Und der ebenso mit Leidenschaft bei der Sache ist, wenn es um die Herstellung guter hausgemachter Streusel geht. Ohne Zusatzstoffe, ohne Konservierungsstoffe – dafür mit richtig guter Butter. Nur sie macht Streusel zum Dahinschmelzen.

Nachhaltig handeln und die Umwelt schützen gehört seit vielen Jahren zum Selbstverständnis der WISAG. Wie gehen Sie bei der streusel bar das Thema an?
Das Konzept der streusel bar ist ein To-go-Konzept, hier spielt das Thema Verpackung eine zentrale Rolle. So viel wie nötig, so wenig wie möglich ist die grundlegende Devise. Wir haben viel Zeit in die Suche nach umweltverträglichen Verpackungen investiert, sie sollen hochwertig und möglichst leicht abbaubar sein. Darüber hinaus bieten wir für Getränke Mehrwegbecher im Pfandsystem an. Unter Umweltgesichtspunkten ist das sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Deshalb werden wir Erfahrungen aus den ersten Stores und den Schulterschluss mit anderen Einzelhändlern dazu nutzen, Umweltbeeinträchtigungen Schritt für Schritt weiter zu reduzieren.

Ist es richtig, dass man in der streusel bar nur bargeldlos zahlen kann?
Ja, so ist es. Wir nutzen das sogenannte Tap-Verfahren, das den Bezahlvorgang denkbar einfach und schnell macht. Sie halten einfach Ihre EC- oder Kreditkarte oder Ihr Smartphone an das Terminal an der Kasse und innerhalb weniger Sekunden haben Sie bezahlt. Ganz ohne PIN oder Unterschrift – und trotzdem sicher. So sparen wir alle Zeit und unsere Kunden können ihre Streusel mit ihrem Kaffee noch warm genießen. Und wir sparen uns das Organisieren von Bargeld und so manchen Prozess im Backoffice.

Zu den leckeren Streuseln können Kunden auch einen Kaffee aus dem Hause WISAG genießen.
Richtig. Und damit tun sie nicht nur sich, sondern auch Kaffeebauern in Honduras etwas Gutes. Denn für unsere eigene Kaffeemarke Doña Victoria beziehen wir Rohkaffee direkt von Familien vor Ort – im Voraus und zu einem Preis, der weit über Weltmarktniveau liegt. Das gibt den Familien Planungssicherheit und fördert ihre Selbstständigkeit. Auch das ist für uns nachhaltiges Wirtschaften. Doña-Victoria-Kaffee wird es an allen Standorten der streusel bar geben. Vor Kurzem haben wir sogar ein Café eröffnet, in dem es neben Kaffeespezialitäten mit Doña Victoria auch leckere süße und herzhafte Snacks gibt. Das Café finden Sie in Frankfurt am Carl-von-Noorden-Platz 5.